Wilder Haggis
Der Haggis ist ein einheimisches Tier, das in den schottischen Highlands an den steilen Berghängen lebt. Er ist relativ klein, mit vier Beinen, einer rauen Haut und sehr viel Behaarung. Da er in solch bergigen Gebieten lebt, musste der Haggis sich an das steile Terrain anpassen. Daher hat er sich dazu entwickelt, dass die Beine an einer Seite des Körpers länger sind als an der anderen. Das heißt auch, dass es zwei Arten von Haggis gibt: die, die sich im Uhrzeigersinn um den Berg bewegen, weil die Beine auf der rechten Seite kürzer sind als auf der linken; und die, deren Beine auf der rechten Seite länger sind und daher gegen den Uhrzeigersinn unterwegs sind. Beide Spezies leben friedlich Seite an Seite, und können die steilen Berge ohne weitere Schwierigkeiten besteigen.
Einen wilden Haggis zu fangen ist relativ einfach, da sie scheue Kreaturen sind. Man muss ihn nur erschrecken, und er wird wegrennen. Da er nur in eine Richtung laufen kann, kann man einfach darauf warten, bis der Haggis um den Berg herumgerannt ist, und man kann ihn ganz einfach fangen – aber man sollte dabei vorsichtig sein, denn sie beißen!
Um den Haggis zu kochen, muss man ihn für ein paar Tage in Salzlauge einlegen, damit er zart wird. Laut mehreren Berichten nutzten die Leute auf den Inseln Lewis und Harris die Haut eines Haggis früher, um ihre „Sporrans“ herzustellen (die Tasche, die traditionellerweise mit den Kilts getragen wird). Heutzutage wird die Haut einfach weggeworfen.
Haben Sie diese Geschichte geglaubt? Ein Drittel der Amerikaner, die Schottland besuchen, glauben tatsächlich, dass der wilde Haggis existiert!

Die Geschichte des Haggis
Haggis, das Nationalgericht von Schottland, ist ein etwas komplizierteres Rezept das aus Schafsinnereien hergestellt wird: Herz, Leber, und Lunge sind normalerweise Bestandteil des Gerichts, zusammengemischt mit Hafermehl, Zwiebeln, und weiteren Gewürzen. Alles wird in kleine Stücke geschnitten, und in einem Schafsmagen gegart. Haggis wird mit Kartoffelbrei, Rübenmus, und Whisky Soße serviert.
Schottland ist ein Land großer Romantik: Dies geht sogar so weit, dass diesem Gericht ein romantisches Gedicht gewidmet wurde, geschrieben im 18. Jahrhundert vom berühmten schottischen Dichter Robert Burns.
Tatsächlich scheinen die Wurzeln des Haggis aber in viele Richtungen zu führen, sogar nach England! Catherine Brown, eine schottische Essenshistorikerin, glaubt dass der Haggis in England erfunden wurde, da sie ein Kochbuch aus dem Jahre 1615 mit einem Rezept für einen Nachtisch namens „haggas“ fand, das sehr ähnlich zum modernen Haggis ist. Aber schrieb Shakespeare ein Gedicht an den Haggis?
Andere Quellen geben den Eindruck, dass Haggis sogar schon von den Römern im 1. Jahrhundert nach Christus nach Großbritannien gebracht wurde, auch wenn es wenig Beweise gibt, um diese Theorie zu stützen.
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Haggis ist auch mit Skandinavien, vor allem den Wikingern, in Verbindung gebracht worden, die sich in Schottland zwischen dem 8. Und 13. Jahrhundert ansiedelten. Der Etymologe Walter William Steak ist der Meinung, dass sich das Wort „haggis“ vom altnordischen Wort „haggw“ ableitet, was so viel wie „in kleine Stücke oder Brocken schneiden“ bedeutet. Haggis wurde sogar schon Frankreich zugeschrieben, dank ihrer „auld alliance“, ihrem Bündnis mit Schottland. Sie haben es vielleicht im späten 13. Jahrhundert in Schottland eingeführt. Tatsächlich stammt die erste schriftliche Erwähnung von einer Haggis-ähnlichen Wurst aber vom griechischen Dramatiker Aristophanes, der ihn im Jahr 423 vor Christus erwähnte.
Wie wurde der Haggis zu Schottlands Nationalgericht?
Interessanterweise kommt die erste Erwähnung von Haggis aus England.
Am Ende des 17. Jahrhundert änderte sich die englische Ernährungsweise aufgrund der landwirtschaftlichen Revolution. Es gab eine größere Auswahl von Essen höherer Qualität, und so mussten die Leute nicht mehr diese weniger appetitlichen Schafsteile essen. Gerichte wie Haggis waren nicht mehr gefragt in England, und wurden nur noch mit den ärmsten Arbeiterklassen in Verbindung gebracht. Aber tatsächlich passierte genau das Gegenteil in Schottland! Im 17. Jahrhundert gab es in Schottland einen schweren wirtschaftlichen Rückgang, der zu 7 Jahren extremer Hungersnot führte, und aufgrund dessen Gerichte wie Haggis beliebter wurden.
Die Engländer begannen, sich über die Armut des schottischen Essens lustig zu machen, in einem Versuch, die Schotten lächerlich zu machen. Der berühmte englische Schriftsteller Samuel Johnson sagte, „Korn, das in England normalerweise an die Pferde verfüttert wird, füttert in Schottland die Bevölkerung.“
Also, während die Engländer den Haggis als Essen ablehnten, beschlossen die Schotten in ihrer verletzten Ehre und ihrem immerwährenden Kampf, sich von den Engländern zu unterscheiden, den Haggis als ihr eigenes Gericht anzunehmen.
Die Liebesgeschichte zwischen Haggis und Schottland begann aber erst wirklich im Jahre 1786, als Robert Burns sein berühmtes „Address to a Haggis“ („Ode an den Haggis“) schrieb. Die Verbindung wurde jedoch erst im 19. Jahrhundert gefestigt.
Der Besuch vom britischen König George IV in Schottland im Jahre 1822 sorgte dafür, die alten Wunden zwischen den zwei Nationen zu heilen. Sir Walter Scott richtete die Veranstaltung aus, und präsentierte dem Monarchen eine romantisierte Version von Schottland. Scott bat jeden, sich im Tartanmuster auszustatten, um dem königlichen Bankett beizuwohnen, und wählte eine Reihe von Gerichten aus, die die schottische Identität reflektieren sollten, mit dem Haggis als Hauptgericht. Wie Sie sich vielleicht vorstellen können, kreierte er hiermit einen neue Tradition! Haggis wurde modischer denn je, Schottland wurde zur romantisierten Idee, und das William Wallace Monument wurde erbaut. Der schottische Patriotismus war wiedergeboren.
Auch wenn Haggis traditionellerweise auf Fleischbasis hergestellt wird, wurde 1984 eine vegetarische Version erfunden, und Sie können Haggis-Würzung in allen möglichen Formen finden, von Chips bis hin zu Eiscreme!

Schottland ist ein Land von Tradition und Brauchtümern, und so überlebt die Haggis-Tradition bis heute, mittlerweile tief in der schottischen Kultur verankert, Seite an Seite mit Dudelsackmusik und Tartanmuster. Jedes Jahr am 25. Januar, dem Geburtstag vom schottischen Dichter Robert Burns, wird in Schottland Burns Night gefeiert. Freunde und Familie kommen zusammen, um die schottischste Nacht des Jahres zu feiern, in der sie Robert Burns, Whisky, und natürlich den Haggis ehren!

Ode an den Haggis
Dein feines Gesicht sei von Glück erhellt,
du Häuptling in der Würstewelt!
Bist hoch über alle anderen gestellt,
ob Pansen, ob Darm:
Verdienst, daß man dein Lob erzählt,
so lang wie mein Arm.
-
Die ächzende Schüssel da füllst du aus,
dein Hintern schaut wie ein Bergrücken raus,
Dein Holzspieß hülf als ´ne Rad-Achse aus,
in Zeiten der Not.
Und aus deinen Poren tritt Tau heraus,
wie Bernstein rot.
-
Sieh, wie der Bauer sein Messer wischt;
er schneidet dich auf, wenn aufgetischt,
Und in dein saftiges Inneres er bricht,
dem Pflüger gleich;
Und dann, o welch gesegnete Sicht,
warm-dampfend, reich.
-
Und Löffel für Löffel macht man sich ran,
der Teufel kriegt den letzten dran,
Bis alle Bäuche, ob Frau, ob Mann,
sind wie Trommeln gespannt;
Und kurz vor dem Platzen der
Hausvater dann stöhnt: „Gott sei Dank“.
-
Gibts einen, der nach Ragout noch trachtet,
und Eintopf, den ´ne Sau verachtet,
Und Frikassee, das sie kotzen machte,
vor Ekelqual,
der hinschaut und verächtlich lachte,
auf solch ein Mahl?
-
Der Ärmste! Seht ihn bei seinem Müll,
ist kraftlos wie trockene Binsen und still,
Für Schnüre die Schenkel man halten will;
die Faust für ´ne Nuß;
Wie wenig für blutiges Schlachtengebrüll
der taugen muß!
-
Doch seht den Landsmann, haggisgenährt,
von seinem Schritt tönt zitternd die Erd,
Drückt ihm in die breite Faust ein Schwert,
er läßt es tanzen;
Mit Armen und Beinen er verfährt,
wie mit Unkrautpflanzen.
-
Ihr Mächte, die ihr im Himmel verkehrt,
und den Menschen den Speisezettel serviert,
ein Schotte hat Fraß noch nie verzehrt,
der bloß ein Dreck ist;
Drum, wünscht ihr, daß er euch verehrt, gebt
ihm ´nen Haggis!
Übersetzt von Rudi Camerer.

Ob es jetzt die Engländer, die Franzosen, die Römer, die Wikinger, oder die antiken Griechen waren, die das Originalrezept erfunden haben, wen interessierts? Letztendlich waren es die Schotten, die dem Gericht ein Gedicht widmeten und den Haggis zum schottischen Nationalgericht machten.